Jüdische Ninja: Schattenkrieger im Zeichen des Davidsterns – Interview mit Yakov Charlie Schacht


©Public – Jüdische Ninja im alten Japan?

Die Geschichte des Ninjutsu liegt unter den Schatten der Vergangenheit. Die Kampfkunst der Ninja (deutsch: „Verborgener“)  soll sich vor über 900 Jahren in Japan entwickelt haben, es gibt aber auch Quellen, die auf ein weit höheres Alter schließen lassen. Reporter von jungeMedien Hamburg wurden letztes Jahr auf das Ninjutsu-Dojo „Bujinkan Hamburg“ aufmerksam. Hier sollten angeblich Meister trainieren, die jüdischen Glaubens sind. Jüdische Ninjas? Aus den 80er Jahren kannten wir die teilweise spektakulären Ninja-Filme von Sho Kosugi (der Hollywood-Ninja der 80er Jahre) und viele andere. Aber über jüdischen Ninja oder die geheimnisvolle Verbindung von Juden zum alten Japan, war uns bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts bekannt.

Die Yamabushi in Japan

Bei unseren Recherchen stießen wir auf eine Fülle von Indizien und Hinweisen, die eine abenteuerliche These zu stützen schienen: Die Wurzeln geheimnisvoller jüdischer Ninja reichen offenbar bis ins alte Japan zurück. In Hamburg besuchten wir, Yakov Charlie Schacht, den Leiter des Bujinkan-Dojos in Hamburg und baten um ein Interview. Yakov Charlie Schacht ist zum Judentum konvertiert und leitet heute das Bujinkan-Dojo in Hamburg, wo die Kunst des Ninjutsu gelehrt wird. Sein Trainer und Lehrmeister Moshe Kastiel betreibt eine Bujinkan-Schule in München und wurde von dem Israeli Doron Navon ausgebildet – einem der ersten westlichen Schüler des japanischen Großmeisters der neun Bujinkan-Schulen Dr. Masaaki Hatsumi.


Interview:
jMH-Reporter Jablonski
jMH-Reporter Schulz

Foto:wikipedia - Das Bujinkan-Symbol

Bujinkan-Ninjutsu Hamburg
Vor unserem Interview  besuchten wir die Bujinkan-Schule in Hamburg Eimsbüttel, um uns einen Eindruck zu verschaffen. Noch heute trainiert der Musikproduzent und Rapper Toni Cottura hier, der damals mit Charlie Schacht zusammen eine Ninjutsu-Schule in Hamburg betrieben hat und selbst mehrere Jahre aktiv Ninjutsu ausübte. Die Schüler sind allesamt sehr angetan von ihrem Kampfkunstlehrer Yakov Charlie Schacht, der den Unterricht zusammen mit John Maske und anderen Assistenztrainern leitet. Zu den Schülern gehören Menschen aller Nationalitäten und aller Konfessionen. Diskriminierung und Ausgrenzung ist hier ein Fremdwort. Frauen und Männer, Juden und Nichtjuden trainieren hier zusammen die Kunst des Ninjutsu. Trotzdem wird stark selektiert: Mitmachen darf nur, wer den prüfenden Augen der Meister standhält. Man will vermeiden, dass die effektive Kampfkunst von charakterlich ungeeigneten Schülern missbraucht wird. Ein berechtigtes Anliegen.

Yakov Charlie Schacht versteckt seine Zugehörigkeit zum Judentum nicht. An den Eingangstüren zum Dojo hängen kleine Papyrusrollen (Mesusa) mit hebräischen Schriftzeichen. Im Dojo hängt ein Portrait von Rabbi Schneerson und auf der Website wird auf geänderte Trainingszeiten aufgrund jüdischer Feiertage hingewiesen. Im Interview überrascht Bujinkan-Trainer Schacht durch seine zahlreichen Detailkenntnisse. Während des Interviews erfahren wir auch den Grund dafür: Denn der klassische Ninja ist ein Shinobi; er sammelt Informationen. Der gute Ninjutsu-Schüler muss gleichzeitig Student der Kampfkunst und des Lebens sein.

Verbindungen zwischen Judentum und japanischem Shinto
Als ihn ein jMH-Reporter auf die Website von seinem Lehrmeister Moshe Kastiel hinweist, auf der sich ein Verweis auf das Werk „The Japanese and the Ten Lost Tribes of Israel“ Joseph Eidelbergs befindet, weiß er zu berichten, dass es verblüffende Gemeinsamkeiten zwischen der japanischen Shinto-Religion (Shintoismus) und dem Judentum gibt. Zwischen Ninja und Shintoismus gibt es immer wieder Verbindungen im alten Japan, denn viele Ninjas des alten Japan waren Shintoisten. In seinem Dojo zeigt er uns eine Zeichnung, die einen Shinto-Priester neben einem Rabbiner zeigt.

Yakov Charlie Schacht ist kein Vertreter dogmatischer Lehren. Seinen Kampfstil bezeichnet er als frei, die Schüler sollen ihren eigenen Stil entwickeln: „Jutsu heißt Kunst, und Kunst ist was freies. Weil Kunst was lebendiges ist und Leben auch frei ist.“, so Schacht im Interview.  In seinem Dojo unterrichtet er nicht nur Kampfkunst, sondern gibt auch regelmäßige Kurse und Seminare über Osteopathie. Einmal jährlich erscheint hier auch Lehrmeister Moshe Kastiel zu den Seminaren.
Die Kampfkunst Ninjutsu in Verbindung mit Heilung verkörpert den ganzheitlichen Ansatz der neun Schulen des Bujinkan-Ninjutsu.

Zum Abschied bekamen die Reporter von jungeMedien Hamburg schwarze Bujinkan-Hamburg T-Shirts geschenkt. Der Besuch bei Ninjutsu-Trainer Yakov Charlie Schacht war spannend, bereichernd und sehr informativ. Shalom aleichem.

(msc/sej)

weitere Informationen:

www.ninjutsu-hamburg.de


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6 Responses to Jüdische Ninja: Schattenkrieger im Zeichen des Davidsterns – Interview mit Yakov Charlie Schacht

  1. Lars sagt:

    Schönes Interview @Charlie

  2. […] Jüdische Ninja: Schattenkrieger im Zeichen des Davidsterns – Interview mit Yakov Charlie Schacht &l… sagt: April 9, 2009 um 2:30 […]

  3. Raphael sagt:

    1. Top-Thema 2. Schönes Interview. >Shabbat Shalom!

  4. Thutmoshe sagt:

    sehr interesasantes interview mit spannenden inhalten. an der sache ist mehr wahr als manche denken. das judentum existiert seit über 4000 jahren. wie wir wissen, haben die juden dem exodus in ägypten gelebt. das kampfsport aus indien, tibet oder ägypten kommt, ist seit langem eine verbreitete these unter den wissenschaftlern. in ägypten wurden hieroglyphen mit kampfsportszenen gefunden. „Egyptian martial arts“.

  5. […] Jüdische Ninja: Schattenkrieger im Zeichen des Davidsterns – Interview mit Yakov Charlie Schacht » […]

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