©behind-media – JMH-Reporter (links) mit Hammaborg-Trainingsleiter Roland Warzecha
Reporter von JungeMedien Hamburg begaben sich diesmal auf die Suche nach den Wurzeln europäischer Kampftechniken und besuchten den in Hamburg ansässigen Verein zur Rekonstruktion historischer europäischer Kampfkünste „Hammaborg – Historischer Schwertkampf e.V.„. Ein Hauch von Braveheart, Prinz Eisenherz und Highlander wehte durch die Räume, während ein ganzer Haufen Männer und Frauen unter Anleitung der Trainingsleiter eifrig mit den Schwertern trainierte und anschließend beim Übungsfechten die mit einem lauten metallischen Bang zusammenknallenden Schwerter im Gefecht die sprühenden Funken fliegen ließen.
Die Historischen Europäischen Kampfkünste sind ein international gut verzweigtes Netzwerk, in dem der regelmäßige Austausch unter den Anhängern stattfindet, die als Mitglieder in verschiedenen Organisationen zusammengefasst sind. So ist zum Beispiel Hammaborg – Historischer Schwertkampf e.V. Mitglied in der HEMAC – Historical European Martial Arts Coalition. In der HEMAC sind unter anderem Vertreter der Historischen Europäischen Kampfkünste aus den Ländern England, Frankreich, Deutschland, Italien, Norwegen und Polen organisiert.

©behind-media - Roland Warzecha
Roland Warzecha ist ein großer, athletischer Mann mit stahlblauen Augen. Auf dem rechten Oberarm trägt er eine auffällige Drachen-Tätowierung. „Das ist meine Verlobungs-Tätowierung. Meine Frau trägt auch eine.“, sagt er. Eigentlich hat er mal Illustrator gelernt, sogar sein Diplom gemacht und war Gründungsmitglied der IO-Illustratoren Organisation. Bevor er zu den historischen europäischen Kampfkünsten gekommen ist, die er nun leidenschaftlich betreibt, praktizierte er die Kampfkunst Eskrima. Roland Warzecha ist erster Vorsitzender von „Hammaborg – Historischer Schwertkampf e.V.“ – Die mittelalterliche Fechtkunst hat ihn schon in den Jugendjahren inspiriert, einer seiner Jugendhelden war Prinz Eisenherz, der Prinz von Thule. Die Comic-Figur „Prinz Eisenherz“ des Harold Rudolph Foster mag auch ausschlaggebend für seine spätere Ausbildung als Illustrator gewesen sein.
Die historischen Ungenauigkeiten des „Prinz Eisenherz“-Comics hat er sich jedoch nicht zum Vorbild gemacht. Bei der Rekonstruierung der historischen europäischen Kampfkünste wird auf alte Handschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert zurückgegriffen, deren Inhalt oft in mühsamer Arbeit rekonstruiert werden muss. Besonderen Wert haben hier alte Manuskripte, die in der Tradition Johannes Liechtenauers stehen, der als ein Meister der europäischen Kampfkünste im späten 14. Jahrhundert gilt.

©macht-ev.de - Dierk Hagedorn
Dierk Hagedorn: Gerüstet mit Feder und Schwert
Dierk Hagedorn, der zweite Vorsitzende des „Hammaborg – Historischer Schwertkampf e.V.“, gilt als einer der besonders Gelehrten unter den Fechtern von Hammaborg. Er gehört zu den Trainingsleitern, ist schwarz gekleidet, schlank und trägt eine Brille. Auf den ersten Blick macht er den Eindruck eines gelehrten Pfaffen. Wer ihm beim Übungsfechten näher zuschaut, erkennt hier sofort den Krieger und Gelehrten in einer Person verkörpert. Auch Hagedorn ein Illustrator und Kampfkünstler. Neben seiner Tätigkeit als Illustrator und Designer ist Dierk Hagedorn auch als talentierter Autor tätig. Er war Gründungsmitglied des – von der Hamburger Morgenpost und der Szene Hamburg präsentierten – Literaturvereins Macht e.V. und hat bereits mehrere Bücher in verschiedenen Verlagen publiziert. Dierk Hagedorn zählt zu den vielen begeisterten Fechtern historischer europäischer Kampfkünste.
Sein Schreibtalent kommt ihm hier nun auf einem ganz besonderen Gebiet zugute: Bei der Rekonstruktion und Transkribierung alter Fechtbücher. Für Autoren durchaus ein interessanter Nischenmarkt – allerdings eine Arbeit, die einem viel abverlangt. In dreijähriger Arbeit hat Hagedorn das Fechtbuch des Peter von Danzig ( Handschrift 44 A 8 ) transkribiert und übersetzt. Das Buch „Peter von Danzig: Transkription und Übersetzung der Handschrift 44 A 8“ mit einer Stärke von 332 Seiten erscheint im Oktober dieses Jahres in einer Auflage von 1000 Stück bei „VS-Books„, einem Fachverlag für Militärgeschichte und historische Waffen, und wird in den entsprechenden Internetforen bereits rege diskutiert. Für die aufwendige Arbeit musste die Originalhandschrift aus dem Frühneuhochdeutschen ins Neuhochdeutsche übersetzt werden. Eine Sisyphus-Arbeit, die ausreichende Kenntnisse in Typographie und frühen deutschen Dialekten erforderte.
Beim Übungsfechten erwacht in Hagedorn wieder der „Krieger“. In der für ihn typischen Exaktheit demonstriert er einige Angriffe im Harnischkampf ( Kampf in der Rüstung ), bei denen mit dem Schwert an ungeschützten Stellen der gegnerischen Rüstung zum tödlichen oder kampfentscheidenden Stoß angesetzt wird. Hagedorn ist hier in seinem Element. „Im Visier ist er ungeschützt, zwischen den Beinen und unter den Achseln“, erklärt Hagedorn, während er elegant einige Schwertstöße demonstriert, von denen der eine direkt mit Einsatz beider Hände (Halbschwert-Technik) von oben schräg ins Visier des Gegners gerammt und der andere als Gegenangriff direkt in die beim Schwertstoß ungeschützte Achsel des Gegners gestoßen wird. „Hier ist ebenfalls eine Schwachstelle im Harnisch„, erläutert Hagedorn, als er mit der Schwertspitze auf einen Bereich in der unteren Lendengegend zeigt, wo der Harnisch üblicherweise eine Öffnung aufweist. Im Kampf ein idealer Ansatzpunkt für einen gefährlichen Schwertstoß. Gut gefertigte Harnische machten ihre Träger im Kampf beinahe unverwundbar. So wurden für den Harnischkampf spezielle Halbschwert- und Schwerttechniken zum „knacken“ der Rüstung entwickelt, die direkt auf Schwachpunkte des gegnerischen Harnischs abzielten.
(msc)
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