©Thomas Leidig – Cem Ali Gültekin
Cem Ali Gültekin (26) kommt aus einer großen türkisch-syrischen Familie. Aufgewachsen in Hamburg, entdeckte er schon früh seine Leidenschaft zum Theater und Schauspiel.
Er spricht vier Sprachen: Deutsch, Englisch, Arabisch und Türkisch.
Seit 2005 besucht er die Schule für Schauspiel in Hamburg. 2007 kam es zu einer Begegnung mit Heino Trusheim. Seit dem sind die beiden unzertrennlich und touren mit ihrer einzigartigen ComedyTour durch Hamburg, um das Publikum zu verzücken. Die ComedyTour ist in Hamburg schon so erfolgreich, dass nun auch die Hauptstadt Berlin damit erobert werden soll.
Im Gespräch mit JungeMedien Hamburg erzählt Cem Ali Gültekin Anekdoten aus seiner Kindheit und gibt spannende Einblicke in das, was einen auf der ComedyTour durch Hamburg erwartet.
Wie bist du damals zur Schule für Schauspiel in Hamburg gekommen?
Die Schule für Schauspiel in Hamburg , auch „o33“ genannt, ist eine private staatlich anerkannte Berufsfachschule, die BAföG anerkannt ist. Ich kannte zu der Zeit jemanden auf der Schule, der dort schon vor mir studiert hatte. Ansich wollte ich damals mit ihm zusammen anfangen, aber ich habe vorher noch eine andere Ausbildung gemacht. Er hat dann die Ausbildung an der Schule für Schauspiel in Hamburg alleine angefangen. Zuerst wollte ich mich dann an einer staatlichen Schule bewerben, aber da waren die Aufnahmeprüfungen schon vorbei. Ich hatte allerdings keine Lust, ein ganzes Jahr zu warten und versuchte so woanders unterzukommen. Die Schule für Schauspiel in Hamburg bot zu diesem Zeitpunkt einen zweimonatigen Orientierungskurs an. Der Orientierungskurs ist hauptsächlich dafür da, damit man selber gucken kann, ob die Schule was für einen ist. Und die Dozenten können in der Zeit feststellen, ob einem das Schauspielen überhaupt liegt.
Diesen Orientierungskurs wollte ich dann mitmachen und habe mich dafür angemeldet. Nach dem Orientierungskurs hat mir die Schauspielschule darauf das Vorsemester angeboten. Das Vorsemester geht ein halbes Jahr – in diesem halben Jahr steigst du richtig in die Materie rein. Das geht schon ein bisschen tiefer als im Orientierungskurs. Nach diesem halben Jahr setzt man sich wieder zusammen, und hinterher gucken die Lehrer „ja wir können mit dir arbeiten.“ – oder halt nicht. Ich habe 2005 das Vorsemester gemacht und nach dem Vorsemester hat man mir den Vertrag angeboten. Danach musste ich auch nicht mehr vorsprechen. Das war also mein Einstieg in die Schauspielerei.
Was war eigentlich dein ursprünglicher Berufswunsch? Wolltest du schon immer Schauspieler werden?
In der 2. oder 3. Klasse habe ich mal den „Noah“ – also den aus „die Arche Noah“ gespielt, aber eigentlich wollte ich als Kind immer Pilot werden. Meine Cousins meinten ständig: „Du wirst Anwalt!“, wahrscheinlich nur, um die immer rauszuboxen. ( lacht ) Zum Glück hatte meine Mutter was dagegen, sonst wäre ich vielleicht Anwalt geworden. Aber es war irgendwie schon immer klar, dass ich irgendwann in die Comedy-Richtung gehe. Ich bin damals mit Otto und Didi Hallervorden aufgewachsen.
Ich hab eine „Riesen-Familie“ und wir haben uns früher zwei-dreimal die Woche zu großen Familienfesten getroffen, auf denen es fast immer festlich zuging. Da wurden Lieder gesungen und Showacts gemacht. Ich hatte hier immer eine Stunde meinen Part – schon als ich ein kleiner Junge war -, wo ich die 50-Mann Horde mit spontan erfundenen Geschichten und Gags unterhalten habe. Ich hatte sogar meine eigene Sprache – „Schilliwilliwanisch“. Als Bühne diente der Wohnzimmertisch oder die Couch. ( lacht )
Es war also schon vorprogrammiert, dass ich irgendwann in diese Richtung gehe.
Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit Heino Trusheim gekommen?
Im Vorsemester auf der Schule für Schauspiel in Hamburg war der Hauptdozent Martin Maria Blau, das ist ein sehr guter Regisseur und toller Mensch, außerdem war er einer der Hauptgründe, warum ich an der Schule geblieben bin – denn im darauf folgenden Frühjahr gab es bereits wieder Möglichkeiten, für das neue Semester an einer staatlichen Schule vorzusprechen. Aber ich dachte, wenn diese Schule Dozenten wie Martin Maria Blau hat, brauche ich nirgendwo anders mehr hin.
Wir haben sehr gut zusammen gearbeitet. Er hat mich daraufhin gefragt, ob ich als Schauspieler Lust habe, mit ihm zu arbeiten. Letztes Jahr im April hat er im Zirkus Mignon das „Paradieskind“ inszeniert, dort haben wir dann miteinander gearbeitet. Dann im Juni 2007 gab es die Idee mit dem Comedy-Bus. Martin Blau und Trusheim kannten sich bereits – und Trusheim hat Martin Blau gefragt, ob der nicht einen kennt, der komödiantisch veranlagt ist. Martin Blau sagte darauf: „Ja klar, ich kenne Cem.“ Und so kam es dann zu der Zusammenarbeit.
Es gibt in Deutschland inzwischen eine ganze Reihe sehr populärer türkischstämmiger Comedians. Wer ist da dein persönlicher Favorit?
Ganz klar, Kaya Yanar. Viele von den Geschichten die er erzählt, kann ich persönlich sehr gut nachvollziehen, weil ich sie kenne. Die passieren zum Teil wirklich, gerade in türkischen Familien. ( lacht ) Natürlich ist das alles einen kleinen Tick überspitzt, das ist ja klar. Aber es ist vieles wirklich so. Ich habe letztens erst seine Live-Show im Fernsehen gesehen. Der ist echt gut und es macht Spaß im zuzugucken.
Seit Mitte September 2007 gibt es die sehr erfolgreiche ComedyTour in Hamburg, an der du als Künstler zusammen mit Heino Trusheim auch selber mitwirkst. Das ist die erste rollende Stand-Up-Comedy-Show über Hamburg. Demnächst soll die Tour auch durch Berlin gehen. Das hört sich spannend an! Kannst du uns mehr darüber erzählen? Was erwartet die Besucher auf der ComedyTour durch Hamburg?
Ja, das Konzept kommt so gut an, dass wir bereits planen die ComedyTour in Berlin zu starten. Die ComedyTour Hamburg kombiniert Bühnenshow mit Stadtrundfahrt, so dass wir die Tour auch liebevoll „rollende Bühne“ nennen. Dabei ist für jeden Geschmack was dabei, ob aktuell oder historisch, politisch oder banale Gags – wir haben sie alle, hehe. Empfangen werden die Gäste mit einem High-Class-Reisebus, in dem knapp 50 Leute Platz finden. Zur Begrüßung gibt’s erst mal für jeden ein schönes Bierchen, danach setzen sich die Gäste auf ihre Plätze, und die Tour geht los. Die Stadtrundfahrt beginnt am Kiez, von dort geht’s an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei, wie Michel, St. Pauli Stadion usw. Die Tour geht langsam in die Stadt, zum Gänsemarkt, an die Alster, am Rathaus entlang, vorbei an der großen Kunsthalle zum Hamburger Hauptbahnhof.
Vom Hauptbahnhof ziehen wir weiter zur Speicherstadt, an die Landungsbrücken, durch das Portugiesenviertel und dann von der Hafenstraße zum Fischmarkt. Von dort geht es wieder zurück zum Kiez – so wird die Runde gedreht. An allen wichtigen Sehenswürdigkeiten bleiben wir stehen und erzählen die witzige Geschichte Hamburgs. Diese Mischung aus Unterhaltung, Gags und Information ist es, die unsere Comedy Tour ausmacht – die lustigste Stadtrundfahrt durch Hamburg sozusagen. Zum Ende der Tour gibt’s übrigens auch noch ein Bierchen ( lacht ). Der Ausklang der Tour findet nämlich im Glanz&Gloria statt, einer netten Bar auf der berühmten sündigen Meile, wo wir Künstler die Gruppe noch mit hin begleiten.
Hamburg nimmt im Comedy-Bereich einen ganz besonderen Stellenwert ein. Der populäre Quatsch Comedy Club hat seine Wurzeln in Hamburg. Sind in Hamburg für Comedy besonders gute Voraussetzungen?
Vielleicht, da Hamburg dem Comedy-Bereich viele Möglichkeiten bietet. Wir haben hier zum Beispiel eine sehr ausgeprägte Theaterszene. Es gibt also unglaublich viele Orte, wo man mit seinem Programm als Comedian auftreten kann. Diese Möglichkeiten sind für Comedians, aber auch für Theaterspieler außerordentlich interessant. Das die Nachfrage groß ist, sieht man alleine schon daran, dass unsere Comedy-Tour ständig ausverkauft ist. Der Quatsch Comedy Club aus dem Fernsehen sendet übrigens aus Berlin. In Hamburg gibt es noch den Live Club im Café Keese.
Welche persönlichen Ziele hast du dir in deiner Laufbahn als Comedian gesteckt? Oder soll es sogar noch in eine andere Richtung gehen?
In erster Linie bin ich Schauspieler, das ist auch mein Ziel. Ich bin aber auch offen für andere Sachen. Ich spiele sehr viel Theater. Ich könnte mir ganz gut vorstellen, weiter was im Comedy-Bereich zu machen. Vielleicht mein eigenes Programm zu schreiben, das an den Mann zu bringen, und fortan hier in Hamburg, Deutschland und natürlich im ganzen Universum damit zu touren. (lacht)
Seit Anfang Mai werde ich von Meike Ohene-Dokyi vertreten, die sich jetzt darum kümmert, aus mir einen großen internationalen Filmstar zu machen. Also, ich meine spätestens, wenn ich im September fertig mit der Schule bin. (lacht)
Ist Theater in der Zwischenzeit zu einer Leidenschaft für dich geworden?
Bevor ich die Ausbildung angefangen habe, hatte ich null Ahnung von Theater. Ich hatte in meinem ganzen Leben vorher zwei Theaterstücke gesehen. Das war irgendwie nicht Teil unserer Familien-Kultur. Ich bin einfach nicht so aufgewachsen. Bei uns gab’s ganz andere Sachen, wie zum Beispiel Autos verkaufen und solche Dinge. ( lacht)
Die typischen Klischees also…
Ja, das war wirklich so. Da war nie die Rede von: „Mein Sohn geh mal ins Theater und schau dir das an“. ( lacht )
Und deswegen war für mich immer klar, wenn ich es schon als Quereinsteiger nicht schaffe, ein großer Star zu werden, dann muss ich diese Schauspielschule machen. Aber für mich war auch glasklar, dass ich nach der Ausbildung eigentlich Film und Kino machen will.
Um so länger die Ausbildung dauerte, desto mehr habe ich dann das Theater lieben gelernt – und zwischenzeitlich kann ich mir garnicht mehr vorstellen, ohne Theater zu leben. Theater ist eben ein besonders prickelndes Gefühl. Du stehst da vor 500-600 Leuten auf der Bühne ( manchmal auch nur vor 5-6 Leuten ), und kriegst ein direktes Feedback vom Publikum.
Interview JMH-Reporter Schulz
weitere Informationen:
[…] Cem Ali Gültekin, als Cyrano, beweißt, dass in ihm neben seinem komödiantischen Talent, auch eine sensible Heldenfigur steckt. Roxane, sehr überzeugend gespielt von Sina Magdalena, liebt einen anderen, den schönen, aber geistlosen Christian de Neuvillette, der in Cyranos Regiment dient. Christian wiederum begehrt Roxane, kann seiner Liebe jedoch nicht mit Worten Ausdruck verleihen. Er bittet Cyrano um Hilfe, und Cyrano willigt tatsächlich ein in der Hoffnung, auf diese Weise wenigstens einen leisen Abglanz der Liebe Roxanes zu erhalten. So entsteht ein grotesk-tragisches Liebesdreieck. […]
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Hallo
habe am Wochenende b. d. ComedyTour teilgenommen. Haben sehr viel Sparß gehabt. Cem war sehr gut und sehr nett 😉
Viele Grüße aus Nürnberg, Gül
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war am freitag mit meiner atze im comedybus unterwegs und haben selten so viel gelacht . irre fahrt und coole show . kann ich nur empfehlen und werde es selbst wiederholen. weiter so gruss andi
[…] ComedyTour Hamburg – Einsteigen. Anschnallen. Loslachen! / Interview mit Cem Ali Gültekin […]
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