©EMI Capitol Music
D-Flame, der Frankfurter Feuermann ( F.F.M ), begegnete auf seinem Flug München-Hamburg einem Reporter von jungeMedien Hamburg. Eine gute Gelegenheit, um mit der Flamme einmal über afrodeutsche Identität und den ersten afroamerikanischen Präsidentschaftsanwärter mit guten Erfolgsaussichten in Amerika zu sprechen. D-Flame ist Mitglied der Vereinigung afrodeutscher Hiphop-/Soul- und Reggaekünstler „Brothers Keepers“ und gilt auch als ein Brothers Keeper der ersten Stunde.
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Du bist selber im sozialen Brennpunktviertel der Frankfurter Nordwest-Stadt aufgewachsen. Straßengewalt war in deiner Jugend allgegenwärtig. Inzwischen bist du vierfacher Familienvater. Wenn du die gegenwärtige Entwicklung der Jugendgewalt auf deutschen Straßen siehst, bist du dann um die Zukunft deiner Kinder besorgt?
Flame: Um die Zukunft seiner Kinder ist man immer besorgt, und wenn man sich die Entwicklung anguckt, dann natürlich noch mehr. Ich glaube aber auch fest daran, dass viel mit Erziehung zu tun hat. Ich gebe meinen Kindern sehr viel Liebe und Verständnis, da ich selbst nicht vergessen habe ein Kind zu sein. Ich bin davon überzeugt, dass man Kindern auf den richtigen Weg helfen und ihnen früh Richtig und Falsch beibringen kann. Meine Kinder haben zum Beispiel keine Lust mehr wie ich im Viertel, wie sie selbst sagen, „rumzugammeln“, weil ich ihnen die Resultate davon direkt zeigen konnte: Drogensüchtige, Inhaftierte usw. Trotzdem kann man nie besorgt genug sein, dadurch gibt es noch mehr Energie um etwas zu ändern.
Du hast dich in den vergangenen Jahren sehr aktiv für die Emanzipation einer Schwarzenbewegung in Deutschland eingesetzt. Im Februar 2007 kam der Film „YES I Am!“ unter der Regie von Sven Halfar und unter Mitwirkung des Vereins „Brothers Keepers e.V.“ raus. Schon 2001 veröffentlichte Tyron Ricketts seinen Kurzfilm „Afrodeutsch“. Hat sich der Stellenwert von sogenannten „Afrodeutschen“ seitdem in Deutschland geändert?
Flame: Leider nicht wirklich. Ich habe sogar das Gefühl, dass der Respekt wieder zurück geht, da Worte wie „Neger“ sogar von schwarzen Deutschen wieder gesellschaftsfähig gemacht werden.
2002 hast du
dein Album „Daniel X – Eine schwarze deutsche Geschichte“ herausgebracht, das direkt auf dein Album „Basstard“ folgte. Man bezeichnet dich auch als einen „Brothers Keeper“ der ersten Stunde. Ist deine Identitätssuche damit abgeschlossen?
Flame: Nein, leider noch nicht. Ich würde gerne alles finden, so wie Alex Haley.
„Bastard bedeutet Mischling zwischen zwei Rassen und uneheliches Kind“, hast du irgendwann mal zufällig in einem Wörterbuch gelesen. Es ist auffällig, dass besonders viele Halbafrikaner bedeutende Rollen in der Emanzipation von Schwarzenbewegungen gespielt haben. Der Gründer von Brothers Keepers Adé Bantu hat eine deutsche Mutter, Bob Marley – der „Africa United“ forderte – hatte einen weißen Vater, Malcolm X wurde aufgrund seiner roten Haare auch „Detroit Red“ genannt und die Mutter von Obama ist eine weiße US-Amerikanerin. Ist das eher Zufall? Wie denkst du darüber?
Flame: Ich glaube nicht dass, das ein Zufall ist. Vielleicht haben sogenannte Mischlinge eher einen Bezug zu beiden Seiten. Daher erkennen sie vielleicht mehr Stärken und Schwächen.
Du hast einen US-amerikanischen Vater mit jamaikanischen Wurzeln und eine deutsche Mutter. Welche Relevanz haben deine deutschen Wurzeln für dich?
Flame: Ich habe gar keine deutschen Wurzeln, wenn man danach geht. Die Eltern meiner Mutter kommen aus dem ehemaligen Polen – Breslau. Außerdem habe ich gemerkt, dass Wurzeln oft nur als Promotion genutzt werden. Deswegen versuche ich eher Mensch vom Planeten Erde zu sein.
Jamaika ist nun schon so etwas wie deine zweite Heimat geworden. Welche Bedeutung hat eigentlich Bob Marley für dich?
Flame: Er ist wie ein Vater für mich, genauso wie Chuck D. Da meiner nie da war, waren diese Leute meine Lehrer.
Tyron Ricketts, der Hauptdarsteller im Kurzfilm „Afrodeutsch“, hat ja auch jamaikanische Wurzeln. Verbindet das?
Flame: Ich habe erst sehr spät erfahren, dass er jamaikanische Wurzeln hat. Ich glaube, das „Schwarze Deutsche“ hat eher verbunden. Auch wenn wir zwei total verschiedene Charaktere sind.
Derzeit ist ein Afroamerikaner mit reellen Chancen Anwärter auf den amerikanischen Präsidentenstuhl. Wie erlebst du diesen historischen Moment?
Flame: Diesen Moment gab es schon mal während meiner Lebenszeit mit Jesse Jackson. Leider weiß ich, dass der jetzige es auch nicht schaffen wird. Er scheint mir eher wieder ein Propagandamittel zu sein, nachdem es nach „Katrina“ dem Hurrikan heftige Kritik gab und man offensichtlich sehen konnte, dass es in Amerika immer noch mehr um die Weißen geht. Wie hat es Kanye West echt cool gesagt: „George Bush doesn’t care about black people!”.
Zur Zeit tourst du mit Samy Deluxe durch Deutschland. Neulich warst du anlässlich des „Black History Month“ in Hamburg. Was ist für dieses Jahr noch geplant?
Flame: Ein neues Album und viele Festivals! ( lacht )
Peace!
Interview: JMH-Reporter Schulz
Afrob und D-Flame „Öffne die Augen“, 2001.
Mit freundlicher Genehmigung von Four Music:
FOUR MUSIC Productions GmbH
Website von D-Flame: www.dflame.de
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