©Fotos /screenshots Jeroma
Der Hamburger Underground-Rapper Philipp Jeroma alias „Jeroma“ zeigt mit seinem gelungenen Debüt-Album „Enfant Terrible – eine Tragödie in fünf Akten“, welches unentdeckte Potenzial noch immer tief im Untergrund des Hamburger Rap schlummert. Philipp Jeroma ist eigentlich Grafiker und kommt aus dem Hamburger Stadtteil Wandsbek. jungeMedien-Hamburg.de interviewte ihn.
Jeroma (das „J“ ausgesprochen wie bei Jackson, das „E“ kurz und lautlos und der Rest wie im Deutschen üblich), ich interviewe dich aus aktuellem Anlass, da du am 23.2.2010 dein neues Album „Enfant Terrible“ in die Läden gebracht hast. Ich würde es ein Konzept-Album nennen, welches eine Tragödie in 5 Akten beinhaltet, die deine Gefühle beschreibt – die Gründe dafür – und dann in einer blutigen Rache endet. Ist das soweit Richtig?
Jeroma: Ja (lacht)
Für unsere (Hamburger) Leser, die dich noch nicht kennen: Wer bist du und woher kommst du?
Jeroma: Mahlzeit! Mein Name ist Philipp Jeroma. Ich habe am 23. Februar diesen Jahres mein Debüt-Album „Enfant Terrible – eine Tragödie in fünf Akten“ heraus gebracht. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich als Grafiker.
Ich würde behaupten, dass, wenn man mal von ernstzunehmenden Künstlern und nicht irgendwelchen Internet-Artisten spricht, noch nie so ein persönliches Hip-Hop-Album aus dem Hamburger Raum erschienen ist. Aus welchem Gefühl ist das komplette Werk entstanden, welche Gefühle haben dich angetrieben und bis zum Abschluss und dem nun erfolgten Release begleitet?
Jeroma: Ich denke schon, dass es Künstler gibt, die ähnlich persönlich und ohne Distanz zu den Hörern agieren. Ich bin in dieser Hinsicht vielleicht nur expliziter. Für mich war einfach irgendwie klar, dass ich meine Vergangenheit verarbeiten muss. Dieser Reinigungsprozess ist wichtig gewesen. Ich bin teilweise während des Schreibens der Texte auf Dinge in meinem Leben aufmerksam geworden, die ich vorher nie so bemerkt habe. Erst durch die ernsthafte Konfrontation mit mir selbst, war es mir möglich, diese Dinge zu sehen.
Sicherlich kann man nun fragen ob es nicht etwas exhibitionistisch ist, seine Seele derartig nackt auf einem Tonträger zu veröffentlichen. Jedoch gehörte dies ebenfalls dazu. So ist es mir möglich gewesen, diese Dinge zu verarbeiten, auszukotzen und in Form einer CD von mir abzustoßen. Die Geschichte ist abgeschlossen und eine neue kann beginnen.
Was wolltest du mit deinem Album erreichen bzw. was erwartest du davon?
Jeroma: Meine Erwartungen haben sich erfüllt. Ich bin mir selbst und meiner inneren Ruhe, einen großen Schritt näher gekommen. Dazu ist es natürlich immer sehr erfreulich, wenn es da draußen noch Menschen gibt, denen meine Musik Kraft gibt und die sich daran erfreuen können. Es freut mich sehr, was ich bis jetzt für ein Feedback auf das Werk bekommen habe. Jedoch war dies nicht hauptsächlich meine Intention.
Wie fühlt es sich an, wenn man sich plötzlich in aller Öffentlichkeit seelisch so „entblößt“? Deine Lieder sind ja inhaltlich recht intim und persönlich…
Jeroma: In der Tat ist es teilweise befremdlich, wenn ich mir vorstelle, dass wildfremde Menschen ungemütliche Details aus meinem Lebenslauf kennen. Da meine Beweggründe künstlerisch aktiv zu sein, selbstreinigender Natur sind, steht es für mich nicht zur Debatte, ob es vielleicht nicht richtig ist. Während der Schaffensphase solcher Songs denke ich ehrlich gesagt nicht daran, dass fremde Menschen meine Werke zu hören bekommen. Wenn man etwas tut, sollte man es richtig tun. Es wäre falsch zu sagen, dass ich emotionale, persönliche Musik mache, wenn ich im nächsten Zug versuche, bestimmte Details in Songs auszublenden.
Ich habe das Album nun 2-3 mal im Auto rauf und runter gehört. Ohne nun genauer meine persönliche Meinung einzubringen, welche weitestgehend positiv ist, würde ich gerne abschließend auf folgende Tracks eingehen. Beschreibe bitte einfach kurz den Inhalt und deine Gefühle dazu:
Enfant Terrible…
Jeroma: In diesem Song geht es um meine allgemeine Gefühlslage. Ich habe versucht, meine Person in verschiedenen Metaphern zu beschreiben. Einer der allgemeinsten Songs auf dem Album.
Rückblick…
– Erinnerungen einer schlechten Zeit. Meine ersten, sehr intensiven Erfahrungen mit physischer und psychischer Gewalt.
Schmerz…
– Schmerzhafte, familiäre Konflikte die wir letztendlich beseitigen konnten. Dieser Song war sehr wichtig für mich.
Schlaflos…
– Der Titel verrät schon die Thematik. Ich schlafe sehr schlecht. Jetzt wo wir in Richtung Sommer gehen, klappt das Ganze schon besser. Ab Herbst wird’s wieder schlechter, ich freu mich jetzt schon drauf.
Familienpropaganda…
Jeroma:Ich habe einen Humor den manche als schwarz andere als derbe und viele als niveaulos bezeichnen würden. Dieser Track ist eine Facette davon, die ich mit meinem Kluft-Kumpanen CPP auf diesem Song verdeutliche.
Feuer…
Jeroma: Eine mit Absicht überspitzte Darstellung meiner Unzufriedenheit bestimmter Abläufe dieses Staates, zusammen gehalten durch einen Machtvoll gesungenen Refrain von Filiz.
Schutzengel…
Jeroma: Mein Herz.
….auf „Rache“ verzichten wir jetzt mal, da dieser Song für sich selber spricht und einfach gehört werden sollte.
Vielen Dank für das Interview!
Interview: JMH-Reporter Krause
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MAHLZEIT
wer ist die frau mit der geilen stimme im hintergrund? 🙂
mahlzeit
james..weisst dus wirklich nicht und hast das interview nich gründlich gelesen oder war das eine ironische bzw rethorische frage?
[…] https://jungemedienhamburg.wordpress.com/2010/05/04/underground-rapper-jeroma-%E2%80%9Eenfant-terribl… […]