Kachelmann: Jetzt spricht sein Anwalt – Interview mit Prof. Dr. Ralf Höcker

„Wer sich nicht wehrt, ist Freiwild.“


©Fotos1,2/Privatarchiv Prof. Dr. Ralf Höcker


Prof. Dr. Ralf Höcker ist Rechtsanwalt und Bestseller-Autor. Bekannt wurde er durch seine drei Lexika (Lexika der Rechtsirrtümer), in denen populäre Rechtsirrtümer aufgeklärt werden. Als Rechtsanwalt vertritt er Unternehmen und zahlreiche Prominente wie zB Heidi Klum im Medien- und Markenrecht. Er ist Gründer der Kölner Kanzlei „Höcker Rechtsanwälte“ und war 2007 noch als Experte in der Sat.1-Show „Akte – Reporter decken auf“ zu sehen. Mit Andrea Kiewel moderierte er 2009 außerdem eine Pilotsendung der RTL-Rechtsirrtümer-Show „Einspruch“. Momentan hat er einen besonders kniffeligen Fall zu lösen, denn er vertritt Deutschlands bekanntesten und immer noch inhaftierten „Wetterfrosch“ Jörg Kachelmann gegen schwere Vergewaltigungsvorwürfe.
Der „Focus“ veröffentlichte Inhalte aus den Ermittlungsakten und die „Bild-Zeitung“ private SMS (Indira-SMSe) und zuletzt Fotos, die Kachelmann im Gefängnishof beim Hofgang zeigten. Vor wenigen Tagen machte Prof. Dr. Ralf Höcker deswegen bundesweit Schlagzeilen, als er gegen die „Bild-Zeitung“ und den „Focus“ einstweilige Verfügungen erwirkte. jungeMedien-Hamburg.de interviewte ihn.

Prof. Dr. Ralf Höcker, er verteidigt Deutschlands berühmtesten "Wetterfrosch"

Herr Höcker,  Sie haben gegen die „Bild-Zeitung“ und den „Focus“ vor Gericht einstweilige Verfügungen erwirkt, weil die Persönlichkeitsrechte Ihres Mandanten Jörg Kachelmann durch die Berichterstattung dieser Zeitungen massiv verletzt wurden. Wie haben „Bild-Zeitung“ und „Focus“ darauf reagiert?

Prof. Dr. Ralf Höcker: Bisher gar nicht. Wir warten!

Wie oft erleben Sie als prominenter Anwalt für Medienrecht, dass von großen Zeitungen gegen den Pressekodex verstoßen wird?

Prof. Dr. Ralf Höcker: Das passiert täglich. Die Zeitungen wissen, dass sie viel zu oft damit durchkommen. Nur wenn Prominente sich über einen längeren Zeitraum immer wieder beharrlich gegen rechtsverletzende Berichterstattung zur Wehr setzen, lernen die Zeitungen irgendwann, dass mit der betreffenden Person nicht zu spaßen ist. Wer sich nicht wehrt, ist Freiwild.

Inwiefern ist der Pressekodex eigentlich verbindlich und welche Rolle spielt der Deutsche Presserat, dem ja eigentlich die Aufsicht über die Einhaltung des Pressekodexes obliegt?

Prof. Dr. Ralf Höcker: Der Pressekodex ist kein verbindliches Gesetz, sondern hat nur den Charakter einer freiwilligen Selbstverpflichtung. Allerdings bildet er in vielen Fällen die geltende Rechtslage parallel ab. Ein Verstoß gegen den Pressekodex stellt daher in vielen Fällen auch einen Verstoß gegen das Presserecht dar und umgekehrt. Der Presserat spielt eine wichtige Rolle. Die Pressekammern der Gerichte kann er aber nicht ersetzen.

Was wünschen Sie sich zukünftig bei der Berichterstattung in vergleichbaren Fällen wie dem von Jörg Kachelmann?

Prof. Dr. Ralf Höcker: Natürlich würde ich mir wünschen, dass über einen Menschen, für den die Unschuldsvermutung gilt und gegen den lediglich ermittelt wird, überhaupt nicht berichtet wird – es sei denn, an der Berichterstattung über den bloßen Verdacht besteht ausnahmsweise ein berechtigtes öffentliches Informationsinteresse. Ein solches liegt im Fall Kachelmann allerdings sicher nicht vor.

Ist jetzt schon absehbar, wie lange Ihr Mandant Jörg Kachelmann noch in Untersuchungshaft verbringen muss? Einige Zeitungen erwähnten bereits eine mögliche Freilassung auf Kaution.

Prof. Dr. Ralf Höcker: Wir geben keine Kommentare zu Einzelheiten des Ermittlungsverfahrens ab. Denn würden wir das tun, gäben wir die Persönlichkeitsrechte unseres Mandanten preis und müssten zudem eine Schlammschlacht befürchten, wie sie in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit stattgefunden hat. Das konnten wir bisher erfolgreich verhindern und wollen es auch weiterhin tun.

Vielen Dank für das Interview!

Interview: JMH-Reporter Schulz

weitere Informationen: www.hoecker.eu

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16 Responses to Kachelmann: Jetzt spricht sein Anwalt – Interview mit Prof. Dr. Ralf Höcker

  1. Insider sagt:

    Mögliche Klagen werden schon vor der Veröffentlichung einkalkuliert. Die Kosten für eventuelle Klagen bei einer Verletzung der Persönlichkeitsrechte betragen nur einen Bruchteil von dem, was durch hohe Verkaufsauflagen der Zeitungen eingespielt wird. Nur deshalb verfährt man bei großen Zeitungen so. Denn Sensation bedeutet Kasse, auch im Klagefall. „Die Bild-Zeitung ist mit einer Verkaufsauflage von 3.326.202 Stück Deutschlands größte und meist zitierte Tageszeitung“!!!

  2. Mareike sagt:

    Schade, jetzt wissen wir immer noch nicht wie lange kachelmann noch in U-haft bleiben muss. aber das weiss wohl keiner.

  3. grenzbild sagt:

    @Mareike
    Die Frage ist doch weshalb man das wissen muss, ausser man heisst Kachelmann oder Höcker…

  4. ilmiphones sagt:

    Ich bin gespannt was draus wird

  5. Wie lange soll Joerg Kachelmann eigentlich noch in U-Haft sitzen.Es ist einfach empörend.Ich kann diese Anschuldigungen genauso wenig verstehen wie es jemand beweisen kann.Irgend ein Mißgönner will ihm schaden und erhofft sich dadurch eine große Summe Schadenersatz,in Form einer reichlichen Summe Finanzen
    -die Bosheit der Menschen ist einfach grenzenlos!!!

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  7. Mark sagt:

    Ich glaube den Kachelmann kein Wort.
    Einer der prominentesten Anwälte soll ihn nun für viel Geld aus dieser Sache raushauen.

  8. […] Kachelmann: Jetzt spricht sein Anwalt – Interview mit Prof. Dr. Ralf Höcker » […]

  9. Klaus Franck sagt:

    Und wie wird das Wetter ?

  10. ANDREAS sagt:

    SEHR INTERESSANT, WIE MAN ALS SCHWEIZER IN DEUTSCHLAND MISSHANDELT WIRD, JURISTISCH GESEHEN EIN ABSOLUTER HAMMER WAS DA ABGEHT, DAS WÜRDEN SIE MIT EINEM DEUTSCHEN STAATSBÜRGER SICHER NICHT MACHEN, UND ALLES NUR WEIL HERR KACHELMANN WOHL KEINEN WOHNSITZ ANGAB, VIELLEICHT SOLLTE ER SEIN WETTERNACHRICHTENSPRECHER -SITZ DAFÜR NENNEN WO ER DOCH SEIN HALBES LEBEN VERBRACHTE!!!!!!!!!!¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿¿

  11. prana sagt:

    der mediengeile dr prof was auch immer spricht nun LOL
    niemanden interessiert es wirklich… jedem sollte dieser fall am arsch vorbeigehen …

  12. Monika Meissner sagt:

    Sehr geehrter Herr Professor,
    bin seit 2Monaten bei Facebook,auch bei FREE Kachelmann.
    Am Anfang wurde sehr sachlich über dies Angelegenheit
    gesprochen.
    Jetzt ist die Sache zum Zickenkrieg geworden,da sich
    immer mehr Leute unter falschem Namen registrieren.
    Vor ca.3 Wochen wurde ich über diese Private Nachricht,
    von einer Isabella Kachelmann kontaktiert,auf die Fage
    wer bist Du–bekam ich die Antwort,eine die es gut mit
    Jörg meint.Ich sagte nur,was man auch lesen kann. Sie nur immer Jörg,Jörg.Ein Michael Ehrlichauf ist auch weg.

  13. […] Kachelmann: Jetzt spricht sein Anwalt – Interview mit Prof. Dr. Ralf Höcker […]

  14. Steffan sagt:

    Die Kanzlei von Prof. Dr. Höcker vertritt auch die Interessen der aufgrund ihres aggressiven Geschäftsgebarens extrem umstrittenen Aboseite Flirtcafe.de. Sat1 hat in zwei Sendungen ausführlich über dieses Unternehmen berichtet. Der Kanzlei Höcker ist es 2009 gelungen, die erste Warnung vor Flirtcafe löschen zu lassen. Sat1 hat nicht locker gelassen und einen zweiten Beitrag produziert. http://www.dailymotion.com/video/xdiunt_flirten-im-internet-wie-sie-arger-v_news

  15. Dieter sagt:

    Was soll zur Rede des Hr. Höcker
    gross gesagt werden.
    Hat doch im ausschweifendem Textus,
    viel geredet, ohne viel zu sagen.
    Dafür aber gut spürbar, seine eigene
    Bewunderung, über sich selbst und
    seinem Bekanntheitsgrad.
    Eines sei erwähnt, wie würde dieser
    Herr reden, wenn dieser Herr,
    die Gegenseite vertreten würde ?
    Ich bin für die Rechte und bin
    auch dafür, dass Beklagte und Kläger
    bzw. Klägerinnen grundsätzlich,
    juristisch zu vertreten sind,
    wenn es die Person so will.
    Aber ich bin gegen juristisches
    “ Rechtsverdrehergeschwafel „,
    weil immer die gerade aktuelle
    Position öffentlich, retorisch
    vertreten wird.
    Weiterhin wird damit Geld verdient,
    nicht das ich dagegen wäre,
    aber der einen Partei wäre auch
    das Geld der anderen Partei
    willkommen, denn Anwälte sind
    eines nicht:
    Keine sozialen Wohltäter,
    somit auch keine Personen
    die aus Überzeugung handeln.
    Hier prallen §§§ aufeinander,
    wobei die eine Partei versucht,
    der anderen Partei den Rang
    abzulaufen.
    Wer das Ziel erreicht,
    hat juristisch gewonnen
    und das zählt für die
    Vertreter der Parteien.
    In diesem Fall ein Beklagter,
    gegen eine Nebenklägerin,
    ihrem Vertreter und der
    Staatsanwaltschaft.
    Anmerkung:
    Natürlich gibt es noch Anwälte,
    die beides erachten:
    Überzeugung und Geld verdienen.

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