Kein Bock auf Wählen: Stell dir vor es ist Bundestagswahl und keiner geht hin

Bild:herrschmitz.files.wordpress.com

Heute ist mal wieder Bundestagswahl, doch immer mehr Menschen in Deutschland haben keine Lust mehr auf Wählen, Politiker und Parteien. „Die da oben machen doch sowieso immer nur, was sie wollen“, ist das Argument vieler Nichtwähler. Sind wir gefragt worden, ob wir den Euro haben wollen? Haben wir eine vom Volk gewählte Verfassung? Dürfen wir den Bundeskanzler oder den Präsidenten wählen? Sind Volksabstimmungen für die Parteien verbindlich? Werden wir gefragt, wenn aus Steuergeldern finanzierte und entstandene  Staatsunternehmen privatisiert und damit verkauft werden? Hat man uns  gefragt, als man milliardenschwere Hilfspakete aus Steuergeldern für die angeschlagenen Banken in der Krise bereitgestellt hat? Die Liste der bohrenden Fragen Politikverdrossener und überzeugter Nichtwähler ließe sich hier unendlich fortführen.

„Wir haben keine Politikverdrossenheit, sondern eine Politikerverdrossenheit“, nennt es Günter Ogger, einer der bekanntesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands (Autor v. „Absahnen und abhauen – Deutschland vor dem Chaos“). Tatsache ist, dass immer mehr über die Köpfe der Bevölkerung hinweg entschieden wird. Mit der Verlagerung und Zentralisierung von politischer Macht nach Brüssel (EU-Parlament) werden nationale Parteien immer mehr zum Kasperletheater, wenn es zB um solche entscheidenden Gesetzesentwürfe wie das Glühbirnenverbot geht („Wie die EU die Glühbirne verbot„, welt.de ).

Kritiker und einige Witzbolde spekulieren mittlerweile, dass den Kühen in der EU von Brüssel bald auch noch Pampers verordnet werden, um eine weitere Entstehung von Treibhausgasen (Methan) wirksam zu verhindern – und sie könnten mit dieser wahnwitzigen Spekulation doch noch zu Propheten werden. Denn die Regulierungsphantasien von Brüssel sind so unergründlich, wie die Wege des Herrn. Es muss in Deutschland wieder ein Ruck durch die Bevölkerung gehen oder wie es das Institut français formuliert: „Ein Ruck muss durch die Europäische Union gehen!“, doch davon sind wir immer weiter entfernt. Denn der einzige wirkliche Ruck, so scheint es, ist der drastische Bevölkerungsrückgang und damit die zunehmende Vergreisung in Deutschland und anderen EU-Staaten, die zum akuten Wirtschafts-, Sozial- und Rentenproblem heranwuchert.  In 50 bis 60 Jahren wird in Europa also nichts mehr rocken oder rucken, außer der Absatz von Anti-Aging-Produkten. Die Europäer werden genug damit zu tun haben, ihre Falten zu bügeln, sich um ihre viele Millionen Rentner zu kümmern und auf der internationalen Weltbühne eine gute Figur hinzulegen. („Stirbt Europa aus? – die demographische Zeitbombe“, arte.de)

Bild:waehle-schlaemmer.de

Warum soll ich eigentlich noch wählen gehen?
Als anständiger Demokrat beantwortet sich diese Frage ansich von selber. Ich gehe wählen, weil es der demokratische Anstand gebietet. Anders formuliert: Ich gehe wählen, weil Demokratie sonst keinen Sinn macht und wir Brüssel (Hauptsitz der Europäischen Union und Hauptstadt des Königreichs Belgien) danach zur Monarchie erklären können, obwohl die Europäische Union sich in Brüssel wahrscheinlich auch gegen meine Stimme und die Stimmen von CDU/CSU, FDP usw. selbst zur Monarchie erklären wurde (siehe auch: der Palast von Brüssel). Selbstverständlich werden in diesem europäischen Königreich nach Brüssel-Verordnung nur noch Sparlampen leuchten. Helle Lichter und kluge Birnenköpfe werden bis dahin abgestellt oder verboten. Ich gehe aber auch wählen, um es den anderen mal so richtig zu zeigen. Die anderen, das sind die großen Parteien, die mich als Wähler jahrelang herumgeschubst und nicht ernst genommen haben. Ich wähle also als überzeugter Demokrat und aus tiefster Überzeugung Protest!

Die Kleinen müssen den Großen manchmal in den Hintern treten, damit die Großen wieder anfangen, sie wahrzunehmen. Wie wunderbar oder schrecklich-wunderbar dieses Prinzip erhabenster Demokratie funktioniert, erfährt besonders die SPD gerade am eigenen Leibe, denn „Die LINKE“ ist die Quittung für Hartz IV und Sozialabbau. Anders lässt sich der schrecklich-wunderbare Erfolg dieser Partei in der Bundesrepublik Deutschland 20 Jahre nach der Wende nicht erklären. Demokratie macht also nur dann Sinn, wenn auch mal bewusst Protest gewählt wird. Denn die Großen bewegen sich offenbar erst, wenn sie vor den Kleinen Angst kriegen. Und manchmal muss man dafür auch da drücken oder kreuzen, wo es den Großen so richtig weh tut. Protestwähler sind es auch, die vielerorts diese neue Piratenpartei wählen, die plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht ist und von sich reden macht. Piraten, die Freibeuter der Meere. Den Reichen wegnehmen und den Armen geben, so ähnlich dürfte die Wunschvorstellung ehrenhafter Piraten des 21. Jahrhunderts aussehen, die sich zB für mehr Bürgerrechte, weniger Überwachung und mehr kostenlose Videos aus dem Internet für alle einsetzen wollen.

Wenn der Rubel rollt
Für jeden Wähler gibt’s bare Münze oder einfacher ausgedrückt: Für jeden der Wählen geht, bekommen die Parteien Cash, Bargeld, Schotter und heiß ersehnte Euros für ihre fetten Parteikassen, aus denen saftige Diäten, teure Wahlkämpfe und in traurigen Ausnahmefällen auch mal Bordellbesuche usw. (laut Presseberichten angeblich vorgekommen) finanziert werden. Pro Wähler gibt’s nämlich 85 Cent und für jede Zweitstimme immerhin 70 Cent für die Parteikasse! (quelle: zeit.de) . Das ist natürlich auch ein guter Grund, warum Wählen gehen so wichtig ist. Auch wenn immer weniger der über 62 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland – Gottseidank, werden einige Parteien denken – Ahnung von komplizierter Politik haben, „Stimmvieh macht eben auch Mist“. Also runter mit dem Mindestalter für Wähler und Wählen schon mit 12 oder 14 – denn jede Stimme ist Gold wert! (Ein guter Wahlslogan wäre: Ihre Stimme ist Geld wert) Wenn Deutschlands Hip-Hopper Werbung für die Bundestagswahl machen, wen interessiert dann noch das Parteienprogramm? Hauptsache alles ist Hip-Hop – oder wie Horst Schlämmer sagen würde: Isch kandidiere!

Aber Nichtwählen bringt laut „Experten“ auch nichts, da wir in Deutschland so ein kniffeliges Wahlsystem haben. Für jede Stimme gibt’s zwar Geld, aber für jede nicht abgegebene Stimme gibt’s am Ende angeblich trotzdem nicht weniger Geld für die Parteien, so ein Artikel auf zeit.de. (daraus soll sich der Wähler schlau werden) Nebelwerfer und Blendgranaten werden auch da eingesetzt, wo es um die Bewertung der Stimmzettel geht. Jeder normale Mensch denkt, dass nicht abgegebene Stimmen automatisch auch nicht zählen. Tatsächlich werden auch die nicht abgegebenen Wahlzettel den Parteien am Ende der Wahl anteilig angerechnet.  Der Nichtwähler unterstützt so also passiv die gewählten Mehrheitsverhältnisse im Parlament und unterstützt damit wieder die Großen. Umso weniger der Wähler beim komplizierten Wahlrecht durchblickt, umso besser also. Deswegen propagieren immer mehr Wahl-Kritiker das komplette Durchstreichen der Wahlzettel, um sie ungültig zu machen, dadurch soll zumindest die Wahlkampfpauschale der Parteien geschmälert werden. Wie sinnvoll das ist, darüber streiten sich vermeintliche Wahl-„Experten“.

Am besten ist also, Sie gehen wählen, Sie gründen Ihre eigene Partei oder Sie werden Rapper. Wählen Sie ihre Lieblingspartei, wählen Sie Protest oder besuchen Sie den Wahlomaten, um die Partei zu finden, die Ihren Vorstellungen am meisten entspricht. Dabei sein und Mitmachen ist alles. Überlassen sie unser Land bitte nicht den Schafsköpfen!

(asd)

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4 Responses to Kein Bock auf Wählen: Stell dir vor es ist Bundestagswahl und keiner geht hin

  1. […] Kein Bock auf Wählen: Stell dir vor es ist Bundestagswahl und keiner geht hin « Junge Me… a few seconds ago from api […]

  2. Bernd sagt:

    Ihr dürft nicht vergessen, dass dieser JÖRG TAUSS von der SPD auch in die Piratenpartei gegangen ist. Tauss steht im Verdacht in Deutschland verbotene Sex-Videos konsumiert zu haben. Das ist für die PiratenPartei nicht die beste Werbung u…. die sind ja gegen Überwachung von Internet und Computern….passt ja
    http://www.abendblatt.de/politik/deutschland/article1195262/Bericht-Tauss-soll-Pornos-mit-Jungen-gesucht-haben.html

  3. „… obwohl die Europäische Union sich in Brüssel wahrscheinlich auch gegen meine Stimme und die Stimmen von CDU/CSU, FDP usw. selbst zur Monarchie erklären wurde. Selbstverständlich werden in diesem europäischen Königreich nach Brüssel-Verordnung nur noch Sparlampen leuchten.“

    Ich fürchte sehr, daß hier ein Denkfehler vorliegt: Die EU ist leider auf dem Weg zur Super-Republik und nicht zur konstitutionellen Monarchie. Falls der Vertrag von Lissabon (der nicht Verfassung genannt werden darf) Wirklichkeit wird, werden die Mächten der EU einen Präsidenten küren. Kein Stimmbürger wird die Möglichkeit haben, sich gegen diese Supersparlampe mit Machtbefugnissen zu wehren. Kandidaten werden ja schon herumgereicht. Der abgewirtschaftete britische Premierminister Tony Blair ist heißer Kandidat. Aber Joschka Fischer würde wohl auch nicht Nein sagen, wenn die Staatschefs ihm einen neuen Dienstsitz samt Dienstflugzeug und -wagen anböten.

  4. Royalist sagt:

    Inzwischen sind 8 Monate vergangen und hier sind die nackten Zahlen über die Kosten der EU-Präsidentschaft:

    29.504,29 € monatlich wird EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy künftig erhalten (der französische Präsident Sarkozy erhält 21.133,37 €), sein persönlicher Mitarbeiterstab umfaßt 22 Personen, das gesamte Amt wird 60 Menschen in guten Lohn und üppig Brot bringen. Das jährliche Budget des Präsidentenbüros beträgt 25 Millionen €, wobei sich Van Rompuys Reiseetat allein auf 4,4 Millionen € belaufen wird. Wer sagt, damit ließen sich keine großen Sprünge machen?

    Die Krönung der EU-Präsidentschaft ist allerdings ein Palast, der gerade im Entstehen ist. Laut der britischen Tageszeitung Daily Telegraph soll der „Résidence Palace” genannte Bau, “the most impressive in Brussels” werden. Auf 307,2 Millionen € beziffert der Daily Telegraph die Kosten für den Palast, der 2013 fertiggestellt sein soll. 29.000 m2 Fläche wird er dann dem Vorsitzenden, seiner Entou-rage und deren Aktivitäten bieten. Ein Vergleich mit dem Berliner Stadtschloß gefällig? Dem Humboldt-Forum werden ca. 55.000 m² Flächen zur Verfügung stehen, wovon der größte Anteil von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz genutzt werden wird. Weitere 5.000 m² sind noch unverplant. Es soll aber nur 552 Millionen € kosten, wovon 80 Millionen € mit Spenden finanziert werden.

    Wer spendet für Van Rompuys Palast?

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