Walküren in Waffen und das Training bei Hammaborg


©behind-media – Hammaborg-Fechter beim Übungsfechten in Schutzausrüstung

Reporter von JungeMedien Hamburg begaben sich diesmal auf die Suche nach den Wurzeln europäischer Kampftechniken und besuchten den in Hamburg ansässigen Verein zur Rekonstruktion historischer europäischer Kampfkünste „Hammaborg – Historischer Schwertkampf e.V.„. Ein Hauch von Braveheart, Prinz Eisenherz und Highlander wehte durch die Räume, während ein ganzer Haufen Männer und Frauen unter Anleitung der Trainingsleiter eifrig mit den Schwertern trainierte und anschließend beim Übungsfechten die mit einem lauten metallischen Bang zusammenknallenden Schwerter im Gefecht die sprühenden Funken fliegen ließen.

©behind-media - Aufwärmtraining

©behind-media - Aufwärmtraining

Bevor es zum Freifechten und Übungsfechten (Sparring) übergeht, gibt es ein umfangreiches Aufwärmprogramm, das circa 30-40 Minuten dauert. Das Aufwärmtraining ähnelt dem Aufwärmen, wie man es bei anderen Kampfsportarten gewohnt ist: In der Aufwärmphase werden die Muskeln, Bänder und Sehnen auf Betriebstemperatur gebracht, um Verletzungen zu vermeiden. Zusätzlich zu verschiedenen Muskelkräftigungs-, Dehn- und Stretchübungen werden auch die Handgelenke und Finger gedehnt – denn Unterarme, Finger und Handgelenke unterliegen beim Training mit den ca. 1,1 bis 1,6 Kilogramm schweren Metallschwertern einer besonderen Beanspruchung und sind auch der häufigste Punkt für kleinere Verletzungen. Nach dem Aufwärmen werden verschiedene Angriffs- und Verteidigungstechniken mit Schwert und Buckler (kleiner runder Faustschild) trainiert. Trainiert werden in der Gruppe oder mit dem Partner Angriffs- und Verteidigungstechniken sowohl mit Holz- als auch mit hochwertigen Metallschwertern, deren Klingen stumpf sind.

Für die Fechtübungen (Übungs- und Freifechten) bedarf es einer speziellen Ausrüstung, die nicht ganz billig, aber erschwinglich ist. Die Kosten für die gesamte Ausrüstung können 1000 Euro übersteigen; wobei man sich die Ausrüstungsgegenstände auch nacheinander holen kann. Dafür ist die Mitgliedschaft im Verein „Hammaborg – Historischer Schwertkampf e.V.“ sehr günstig und beträgt nur 25 Euro pro Quartal, was insgesamt 100 Euro jährlich und damit nur ca. 8,33 Euro monatlich macht. Die Ausrüstung für Fechter besteht aus: Langem Schwert (Stahlschwert od. aus Aluminium), Langes Übungsschwert aus Holz, Holzstöcke (in allen erdenklichen Längen; vorzugsweise Esche), Buckler (Faustschild), Fechtmaske, Halsschutz, Handschuhe und Körperschutzausrüstung (Oberkörper-, Tiefschutz, Schutz für Gelenke und Unterarme).

Die Fechter von Hammaborg erinnern in ihren martialischen Kampfrüstungen beim Übungsfechten an die alten Samurais. Gefochten wird in der gut belüfteten und für diese Zwecke ideal beschaffenen Halle in der Hasselbrookstraße, nahe der S-Bahn Landwehr, im schönen Hamburger Stadtteil Eilbek. Der Übungsraum wird durch einen großen Deckenpfeiler optisch in zwei separate Räume aufgeteilt. Der große Deckenpfeiler bietet auch idealen Schutz für die Zuschauer während des Übungsfechtens. Die Halle hat einen grauen, harten Steinboden und der Weg in die Halle führt über einen großen Hinterhof, der ebenfalls für Fechtübungen im Freien genutzt wird. Bei schönen Wetter wird auch mal im Hamburger Stadtpark trainiert.
Während des Übungsfechtens – das in voller Schutzausrüstung durchgeführt wird – sollte man als Zuschauer darauf achten, den nötigen Sicherheitsabstand penibel einzuhalten, da es bei dem Übungsfechten doch sehr heiß zur Sache geht. Gekämpft wird unter Umständen bis zum Boden und wenn die Schwerter mit einem großen Bang aufeinanderknallen, fliegen schonmal die Funken.

©behind-media - Sophia von Hammaborg

Walküren in Waffen und die Wege zur historischen Kampfkunst
Im Gespräch mit einigen Schülern von Hammaborg e.V. stellte sich schnell heraus, dass jeder seinen ganz persönlichen Weg hat, der ihn zu den Historischen Europäischen Kampfkünsten führte. Tobias „Toke“ Wenzel, der sich auch um den Videoauftritt von Hammaborg e.V. auf der Plattform YouTube kümmert, ist über das Reenactment (Historische Nachstellungen) und Reenactment-Combat-Fighting (Nachstellung historischer Kämpfe und Schlachten) zu den Historischen Europäischen Kampfkünsten gekommen. „Roland hat das früher auch gemacht und irgendwann wollte man etwas, das noch realistischer ist. Bei den nachgestellten Schlachten waren nur Torso, Oberarm und Oberschenkel die Trefferzonen. Wir haben danach alle nach etwas gesucht, das uns noch näher an das wirkliche historische Fechten und seine Techniken heranbringt.“ Die kleine sportliche und zierliche Frau, die neben ihm steht, ist ebenfalls begeisterte Fechterin.

©behind-media - Julia Thut

©behind-media - Julia Thut

Julia Thut kommt ursprünglich aus der Schweiz, spricht in schweizerischem Akzent und zieht bald nach Hamburg. Momentan wohnt sie offiziell noch in der Schweiz. Zu den Historischen Europäischen Kampfkünsten ist sie über das historische Reiten und Fechten gekommen. Julia Thut ist selbstständige Reitlehrerin, trat auf Shows auf und gab zusammen mit dem schwedischen Showreiter und Fechter Tomas Schönfeldt Mittelalter-Reit- und Fechtkurse. Beim Betrachten ihrer Website wird deutlich: Auch für sie war es eine Suche nach den tieferen Wurzeln, die sie zur historischen Kampfkunst gebracht hat: „Zurück zum ursprünglichen Sinn und Zweck der Dressur – nämlich dem Kämpfen zu Pferd“. Überhaupt sind Frauen in der Fechtgruppe von Hammaborg e.V. keine Rarität. Sophia, Jana und Paula sind über Freunde und Bekannte, das Internet oder historische Rollenspiele zu den Historischen Europäischen Kampfkünsten gekommen. Wobei Paula verlegen grinst, als sie zugibt, dass sie auch gerne böse Jungs mit dem Schwert vierteilt: „Es soll bloß nicht jeder wissen“. Sophia hingegen, scheint eine wahre Walküre zu sein. Sie kann aus Ihren braunen Augen sanft lächeln und streng blicken, trägt vier braune lange Flechtzöpfe und kämpft im Übungsfechten wie ein Berserker. Da können manche Sparringspartner froh sein, dass sie gute Schutzkleidung tragen.

Der kleine Ausflug, den wir an diesem Tag zurück zu den Wurzeln Historischer Europäischer Kampfkünste machen konnten, war mal wieder eine Bereicherung. Wir wünschen weiterhin frohes Fechten, und wie sagt man doch gleich: „Hals und Bein ab!“
Wer gerne einen Kopf kürzer gemacht werden möchte, kann sich auf der Website von Hammaborg e.V. zum kostenlosen Probetraining anmelden. Außerdem gibt es dort zahlreiche ausführliche Informationen und weiterführende Links zum Thema Historische Europäische Kampfkünste.

(msc)

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