Gerd Heidemann der Spürhund / Ein ehemaliger Kriegs- und Starreporter beim Stern


©behind / M.Schulz

Gerd Heidemann galt bis in die 80er Jahren noch als einer der besten Reporter Deutschlands. Als Kriegsreporter hatte er von mehr als 10 Schlachtfeldern der Welt berichtet. Seine Fotos aus dem Kongo gingen um den Globus und wurden weltweit in den größten Zeitungen abgedruckt. 1965 bekommt er für seine Bildreportage aus dem Kongo den 1. Preis bei der „World Press Photo 1965“ und erhält dafür die Goldmedaille.

Fotostrecke: Gerd Heidemann der Spürhund / ein ehemaliger Kriegs- und Starreporter beim „Stern“

1971 wird ihm beinahe das Bundesverdienstkreuz verliehen: Als er seinem Kollegen Randolph Braumann, sowie mehreren europäischen und japanischen Geiseln in Jordanien bei einer Flugzeugentführung das Leben rettet, wird er bei seiner Rückkehr in der Hamburger „Stern“-Redaktion mit Schampus gefeiert. Er hatte jetzt 16 Jahre beim „Stern“ gedient.

Gerd Heidemann wird 1931 in Hamburg Altona in der Großen Bergstraße geboren. Er kommt aus einfachen Verhältnissen. Als kleiner Junge liest er gerne die Abenteuer von „Rolf Torring“, er träumt jetzt von fernen Ländern und Abenteuern, der Held hat ihn inspiriert.
1939 bricht der Zweite Weltkrieg aus. 1943 werden seine Eltern in Hamburg ausgebombt, während er zum Glück im Rahmen der Kinderlandverschickung nach Schwandorf in Bayern verschickt worden war. Nach den schweren Angriffen zieht er mit seinen Eltern in eine behelfsmäßige Unterkunft für Ausgebombte nach Dorfmark bei Fallingbostel.

Jugend und Weltkrieg
1944 fährt seine Großmutter mit ihm in das zerbombte Hamburg. Die Eindrücke sind traumatisierend und schmerzhaft. Das geliebte Zuhause gleicht einer Kraterlandschaft und ist kaum wiederzuerkennen.
Der nun dreizehnjährige Heidemann verarbeitet seinen Schmerz in einem Gedicht: „Einst stand da eine stolze Stadt, jetzt liegt sie da, so trüb und matt. Einst standen Häuser groß und schön, jetzt kann man nur noch Trümmer sehen. Und überall wohin man schaut, es ist vernichtet, was erbaut. Doch bald da kommt die Zeit heran, wo wir dir helfen, Mann für Mann. Und so wie einst wirst du dann stehen. Als stolze Stadt werden wir dich wiedersehen.“

Nach dem Krieg beginnt eine schwere Zeit. Geld ist knapp. Die Mittelschule soll vom Vater teuer bezahlt werden, also muss der Volksschulabschluss erst einmal reichen. Der junge Heidemann hat eh keine Lust mehr die Schulbank zu drücken und versuchte sich danach sogleich als Kameramann, doch leider besteht er den Eignungstest nicht. Von Freunden bekommt er den Rat, sich erst einmal Grundkenntnisse in Fotografie zu beschaffen. Doch aus dem Fotografen-Job wird vorerst auch nichts, stattdessen wird Heidemann 1948 Filmroller im Altonaer „Kinopalast“. Immerhin, der Filmvorführer war vor dem Weltkrieg Kameramann gewesen und gibt Heidemann den Rat, seine Zeit nicht zu verplempern und eine ordentliche Ausbildung zu machen, zum Beispiel als Elektriker. Heidemann beginnt also eine Lehre als Elektriker.
Der Meister Heidemanns entpuppt sich als „widerlicher Kerl, der den ganzen Tag rumschnauzte“ und seinen Lehrjungen Heidemann und die anderen drei Lehrlinge pausenlos schikaniert.
Heidemann bricht die Lehre ab und belegt einen mehrwöchigen Kursus bei den „Cineta Amateur Studios“ als Kameraassistent.

Der talentierte Nachwuchs-Reporter
Neben seinen Kursen versuchte er nun eine Ausbildungsstätte als Pressefotograf zu bekommen.
Bei der dpa in Hamburg wird ihm jedoch eine Ausbildung zuerst verweigert, stattdessen soll er Fotos machen und sie der Agentur anbieten. Für gute Fotos wird ihm ein Honorar zugesagt.
Doch die benötigte teure Kamera kann sich der junge Heidemann damals nicht gleich leisten.
Bald darauf hat er Glück und wird von dem bekannten Fotografen Konrad Weidenbaum, seinerzeit im Nordwestdeutschen Rundfunk ( NWDR ) tätig, als „Bildberichter in Ausbildung“ eingestellt. Der junge Heidemann ist in seinem Element. Er erlernt die Laborarbeit und darf Weidenbaum bei seinen Aufnahmen assistieren. Die erste eigene Kamera kann schon bald gekauft werden. Der junge Heidemann war talentiert. Aus eigenem Antrieb machte er nun Reportagen und Berichte, die veröffentlicht wurden. Der bis dahin unbekannte Fotograf landete einen Coup nach dem anderen.

Jetzt druckten die HÖR ZU, die FRAU IM SPIEGEL, die HAMBURGER MORGENPOST, das HAMBURGER ABENDBLATT, der GONG, das HAMBURGER ECHO und viele andere Heidemanns Fotos. Auf Heidemanns exklusive Fotos griffen später selbst die ZEIT und der SPIEGEL zurück. Doch er fotografierte nicht nur, er formulierte auch gleich den passenden Text dazu. Wenn er eine Foto-Reportage fertig hatte, dann setzte er sich hin und schrieb die Geschichte dazu auf.
Als sein Aufstieg begann, war er 19 Jahre alt.

Der schnelle Aufstieg eines
Abenteurers
Gerd Heidemann hatte jetzt ein gutes Einkommen als freier Journalist. Von überall her strömten Honorare für seine exklusiven Fotos. Selbst für den Stern lieferte er seine Bilder ab.
Heidemann hatte jetzt sogar seine eigene Presseagentur gegründet, die „Torna-Press“, mit ihr machte er seinem ehemaligen Arbeitgeber, der „Conti-Press“, nun Konkurrenz.
Heidemann war kein Schreibtisch-Journalist, fremde Städte und unbekannte Länder zogen ihn an.
Mit einundzwanzig Jahren liefert er während der „Weltjugendspiele in Bukarest“ sensationelle Bilder aus dem damals „unbekannten Land Rumänien“, die um die Welt gehen.

Heidemann war stets einfallsreich und innovativ. Einmal verkleidet er sich bei einer Militärabsperrung als harmlose Hausfrau, mit Kopftuch und Schürze getarnt, und postiert hinter sich einen Kameramann, der so 1950 die Übergabe der „Berliner Freiheitsglocke“( gegossen in England, gestiftet von dem US-„Komitee für ein freies Europa“ ) filmen und fotografieren konnte.

1952 robbt er während eines Bandenkrieges in Sardinien mit italienischen Carabinieri durch die Berge, setzt sich dann von ihnen ab, um hautnah ins Gespräch mit den Banditen zu kommen.
Heidemanns Sardinien-Abenteuer wird im Stern, in der Bild, im Hamburger Anzeiger und im Hamburger Echo gedruckt ( „Ich lebte drei Tage unter Banditen“ ). In der italienischen Epoca wurde die Story noch Jahre später gedruckt. Gerd Heidemann macht eine steile journalistische Karriere.

(msc)

Teil 1 Gerd Heidemann – Jugend und Werdegang

Teil 2 Gerd Heidemann der Reporter beim Stern

Teil 3 Gerd Heidemann und der „Schwarze September“

Teil 4 Das Ressort Zeitgeschichte und das NS-Netzwerk

Teil 5 Die Tagebuch-Falle und die Säuberung des Stern

Verwandte Themen

Koch kontra Seufert – Die Skandale des Stern, Michael Seufert und die Hitler Tagebücher »



8 Responses to Gerd Heidemann der Spürhund / Ein ehemaliger Kriegs- und Starreporter beim Stern

  1. Horst Kogel sagt:

    Mit großer Aufmerksamkeit haben wir in der Bildzeitung
    diese Berichte, vom Aufstieg und Untergang eines
    hervorragenden Journalisten verfolgt.Wir finden die Verhaltensweise der Bosse vom Stern schamlos und
    erschreckend ,wie man einen Gerd Heidemann als Schlachtross zum Schaffott geführt hat.Wieviel haben denn diese Herren vorher von den Erfolgen kassiert??
    Ein Fehler und alles war vergessen!!Kann man das je wieder gutmachen.??

  2. […] auf einer Pressekonferenz seine größte Sensation vor: Die Hitler Tagebücher. Tagebuch-Beschaffer Gerd Heidemann ahnt zu dieser Zeit noch nicht, dass dieser Tag als der größte Presseskandal der deutschen […]

  3. […] er war damals der Chefermittler beim „Stern“.  Und er ist nach wir vor davon überzeugt: Gerd Heidemann und der damalige Ressortleiter für Zeitgeschichte, Dr. Thomas Walde, tragen die Hauptschuld am […]

  4. […] Gerd Heidemann, der altegediente Kriegs- und Starreporter in seinem Archiv. Hier lagern unzählige Dokumente der Zeitgeschichte. Zweifelhafte Berühmtheit erlangte er durch die größte Pressekatastrophe im Nachkriegsdeutschland: Die gefälschten Hitlertagebücher. Michael Seufert, damals in den 80ern stellvertretender Chefredakteur beim „Stern“, geht mit Heidemann in seinem 2008 erschienen Buch „Der Skandal um die Hitler-Tagebücher“ schwer ins Gericht und schiebt ihm den Schwarzen Peter zu. Heidemann, so Seufert, trägt die Hauptschuld am Tagebuch-Desaster und hat Millionen unterschlagen. „Das ist alles Quatsch“, so Gerd Heidemann. In einem ausführlichen Interview mit jungeMedien Hamburg, versucht Heidemann akribisch, die Ungereimtheiten in Seuferts Buch aufzudecken und zu belegen, dass die Geschichte damals anders gelaufen ist, als Seufert es in seinem Buch dem Leser glaubhaft machen will. Zahlreiche Dokumente scheinen Heidemanns Version zu bestätigen, doch die interessieren heute niemanden mehr. Nur deswegen konnte Michael Seufert in seinem Buch auf große Quellenangaben verzichten. Gerd Heidemann in seinem Archiv. Die Ungereimtheiten in Seuferts Buch hat er in einer Akte zusammengefasst. Die Akte trägt die Aufschrift "Seuferts Lügen". […]

  5. herrmann sagt:

    wann war die zeit, in der sie mit edda göring zusammen waren. haben sie hier ein bild von edda göring.
    gruß karl-heinz herrmann, nürnberg

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