Ein Hamburger–“verliebt in Berlin“ – Interview mit Oliver Bokern


© Robert Recker

Oliver Bokern, 34 Jahre, absolvierte seine Schauspielausbildung an der Theaterakademie der „Spielstatt Ulm“. Nach langjähriger freier Theaterarbeit führte es ihn an das Schauspielhaus Hamburg, wo er in den Jahren 1999-2002 zum festen Ensemble gehörte. Im Fernsehen sammelte er seine ersten Erfahrungen unter anderem in den TV-Serien, „St. Angela“, „Alphateam“ und „Die Rettungsflieger“.

Danach ermittelte er als Assistent des Hauptkommissars des „Tatort-Münster“ und 2003 drehte er seinen ersten Kinofilm „Wir“ unter der Regie von Martin Gypkens. Ab 2005 stand er als bester Freund und Kioskbesitzer „Jürgen Decker“ in der Sat.1 -Telenovela „Verliebt in Berlin“ Lisa Plenske zur Seite.
jungeMedien Hamburg traf Oliver, um mit ihm über seine Zeit in der Telenovela und seine zukünftigen Projekte zu sprechen.

Hi Oliver, du hast jetzt 2 1/2 Jahre lang als „Jürgen Decker“ in der SAT.1 -Telenovela Verliebt in Berlin mitgespielt, wie hast du diese lange Zeit empfunden?
Die Zeit bei Verliebt in Berlin war ein sehr spannende, aufregende und arbeitsreiche Zeit. Für mich war es neu in einem Format zu arbeiten, das täglich ausgestrahlt wird. Unter einer solch straffen Disposition zu drehen, grenzt zuweilen an Wahnsinn, wenn man es nicht gewohnt ist, und bietet zugleich eine tolle Herausforderung. Ich habe sehr viel gelernt dabei. Es gibt vielleicht kaum eine bessere Schule, eine Kombination von Tempo, Präzision, Flexibilität und Einfallsreichtum zu trainieren als solche Drehbedingungen.

Vor deinem Engagement bei „ViB“ hast du in Hamburg gewohnt, mittlerweile wohnst du fest in Berlin – hast du dich auch privat in Berlin verliebt?
Berlin war zunächst nur ein Seitensprung, ein Techtelmechtel. Hamburg ist eher die Stadt, mit der ich so ein Gefühl der Liebe teile, auch wenn ich mir oft nicht sicher war, ob sie mich in dieser Liebesbeziehung auch so beachtet hat, wie ich es verdient hab. Da geht man dann auch mal fremd und das tue ich jetzt mit Berlin. Ich kann dir sagen, eine schöne, feurige, spannende Affäre, auf die ich mich da eingelassen habe. Wie lange das so bleibt? Na ja, das kann man nie sagen.

War es schon immer dein Traum in einer Telenovela mitzuspielen?
Nein, das war es nie. Ich hatte ein bisschen…quatsch, ich hatte ne Menge Respekt vor einer Telenovela. Als wir anfingen zu drehen, gab es nur eine in Deutschland produzierte Telenovela. Wie man dort Geschichten erzählte, konnte ich zunächst nicht in Einklang bringen mit dem, was ich gerne machen wollte oder auch konnte. Zum Glück hat sich bei den Dreharbeiten schnell herausgestellt, dass sehr viel Platz für Witz, Schräges und zuweilen ungewöhnliches da war. Das war genau das Richtige für mich, da ich es einfach nicht sein lassen kann, immer auch mit einem zwinkernden Auge zu spielen und die Sache nicht allzu ernst zu nehmen. Und als „Jürgen“ hab ich dann auch jede Gelegenheit dazu genutzt.

Du hast auch an diverse Produktionen am Schauspielhaus in Hamburg mitgewirkt, wie war die Arbeit und die Zeit dort?
Die zwei Jahre am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg waren ja überhaupt der Grund und die lang ersehnte Gelegenheit nach Hamburg zu kommen. Ich hatte mich damals sehr auf die Arbeit gefreut. An einem solchen Haus zu arbeiten bedeutete für mich zu erfahren, wie hart es ist, auf dem deutschen Theatermarkt kämpfen zu müssen. Und ich meine damit den Umgang mit den Eitelkeiten der Branche, die ich dort als viel ausgeprägter empfinde, als zum Beispiel bei Dreharbeiten. Und zugleich bot mir diese Zeit einige der wichtigsten Arbeiten, die ich je machen durfte. Mit Jérôme Bel zu arbeiten, war ein ganz besonderes, prägendes Erlebnis. Es hat mir sehr viele Dinge klar gemacht, was künstlerische Arbeit für mich bedeutet und was Theater ist. Diese Erfahrung möchte ich auf keinen Fall missen. Eine weitere, sehr wichtige Erfahrung, die ich in der Hamburger Zeit gemacht habe, war der Moment, als mir klar wurde, dass ich mich selbst definieren muss, weil es sonst die anderen tun. Danach ging es erst richtig los.

In unserem Vorgespräch erwähntest du, dass du gerade an einem eigenen Drehbuch schreibst. Worum geht es darin? Kannst du uns schon was verraten?
Eigentlich arbeite ich sogar an zwei Drehbüchern zur gleichen Zeit. Ich verrate nur so viel: Die eine Geschichte basiert auf einem Roman von Arthur Knebel und ist eine Liebesgeschichte, in der es darum geht, Liebe nicht an sich ranzulassen oder nicht ausdrücken zu können. Um Abhängigkeiten und der Suche nach sich selbst.
Ein weites Feld also.
Die zweite Geschichte ist so frisch, die bleibt noch unter Verschluss.

Viele unser Leser kennen dich als „Jürgen Decker“, wie ist denn der Oliver Bokern privat, gibt es parallelen zu deiner Rolle die du gespielt hast?
Sicher gibt es die. Am Anfang steckt man viel von sich und seinen Erfahrungen in eine Rolle, um sie lebendig zu machen. Wenn man aber einen Charakter so lange spielt, lernt man auch plötzlich von der Figur. Das ist der Moment, in dem es dann so richtig spannend wird. Das ist übrigens einer der Vorteile einer lang laufenden Serie. Man bekommt sehr viele Möglichkeiten, auch ganz absurde Situationen auszuprobieren und daran zu wachsen. Allein deshalb hab ich es nie bereut, die Serie gedreht zu haben.

Wie sehen deine nächsten Pläne und Ziele aus?
Schreiben, schreiben, schreiben.

Wo siehst du dich in 10 Jahren?
Ich weiß ja nicht mal, wo ich mich nächsten Monat sehe.

Interview: JMH-Reporter Stuehl
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